Sprachgebrauch ist eins der Nummer eins Themen zur Zeit. Selten polarisierte ein Thema so sehr.
AuĂer natĂŒrlich Lakritze – das polarisiert extrem (igittigitt aber wenn mein Liebster es mag, ist es sein gutes Recht es zu verschnabulieren.)
Bei den aktuellen Diskussionen geht es vor allem um die ReprÀsentation aller Geschlechter in der Sprache. Das ist allerdings heute gar nicht unser Thema, liebe:r Leser:in.
Das heutige Thema ist, was unser Sprachgebrauch mit unserer persönlichen Nachhaltigkeit macht.

Der Beginn einer SprachverĂ€nderung beginnt mit einem BedĂŒrfnis. Wir wollen diesem BedĂŒrfnis Ausdruck verleihen. Dadurch wandelt sie sich immer wieder parallel zur Entwickung der Menschen, sonst sĂ€Ăen wir noch grunzend in unseren Höhlen und wĂŒrden mit Steinen nacheinander schmeiĂen. Das Gute daran wĂ€re, dass es dann gar keine von uns beschleunigte Klimakatastrophe gĂ€be.
Ich möchte nicht die Sprache grĂŒn malen – keine Sorge!
Mir fĂ€llt nur eine Sache immer mehr auf: Unsere Sprache wird immer passiver. Ich weiĂ nicht, ob es nur die deutsche Sprache ist oder auch andere Sprachen betroffen sind. Dabei heiĂt es doch immer: Wo sind die Leute, die frĂŒher alles in die Hand genommen haben? Wo sind die sogenannten „echten MĂ€nner“?
Dann wird alles auf Verweichlichung durch weiĂ-der-Kuckuck geschoben. Aber wer sucht denn bitte bei gut eingefahrenem Sprachgebrauch also bei sich selbst? Ja genau du! Sprichst du solche oder Ă€hnliche SĂ€tze aus?
„Das mĂŒsste mal gemacht werden.“
„Das mĂŒsste man mal angehen.“
Eigentlich mĂŒsste man da mal was sagen.“
„Man kann nicht alles.“
„Könnte ich eigentlich mal die Tage machen.“
„Es mĂŒsste sich was Ă€ndern.“
„Man fĂŒhlt sich manchmal mutlos.“
Solche oder Àhnliche Formulierungen streiche ich aus meinem Sprachgebrauch. Ernsthaft, könnt ihr euch auch nur einen Menschen, der die Dinge anpacken will, mit einem dieser SÀtze auf den Lippen vorstellen? Mach mal die Augen zu und stell dir jemand Knallhartes vor und lass ihn einen oder mehrere dieser SÀtze sagen.
LĂ€cherlich.
Kein Sport-Team der Welt motiviert sich mit solchen SĂ€tzen. Sie nehmen jedem Vorhaben den Wind aus den Segeln.

Aber warum ist das so? Und wer ist ĂŒberhaupt dieser mysteriöse „Man“?
MĂŒssten, dĂŒrften, könnte, sollte, wĂ€re… alles Worte, die alle Aussagen weich kochen. Und wir meinen, das ist Höflichkeit, dabei ziehen diese Wörter jegliche Tatkraft aus der Aussage. Solche Worte sind nur sinnvoll in SĂ€tzen wie:
„Könnte ich Spaghetti mit den Worten „mĂŒssten, könnten, sollten, wĂ€re“ und „dĂŒrften“ kochen, wĂ€ren sie innerhalb von Sekunden ĂŒberweich.“
Ein Gedankenspiel ist damit also durchaus weiterhin ausdrĂŒckbar.
„Mal“ finde ich auch mehr als fraglich. Ist das Wort ĂŒberhaupt sinnvoll? Ich sehe darin eine unsinnig schwammige Zeitangabe. Weglassen oder direkt sagen, wann das Ereignis stattfindet, was auch immer es ist.
Und nun zum „Man“. Unbestreitbar hat das Wort nichts mit dem Mann zu tun *hust hust*. Mal eine kleine Randnotiz dazu. Gut eingefahrene Gewohnheiten aufgeben ist scheiĂe. Nun haben wir das immer so gesagt. Schwer. Aber vielleicht zieht dieser Grund das Wort „man“ zu meiden:
Mit dem Wort „man“ gebe ich sĂ€mliche Verantwortung ab.
Glaubst du nicht? Dann versuchen wir mal einfach etwas. Mach mit!
Den ersten Satz bilden wir beide nun mit „man“.
„Man mĂŒsste da helfen.“
Nun fĂŒge statt „man“ ein Personalpronomen wie z.B. „ich“ ein.
Dann sind wir bei: „Ich mĂŒsste da helfen.“
Das klingt schon viel prĂ€ziser. Der Satz drĂŒckt, trotz des Weichwaschwortes „mĂŒsste“, schon viel mehr Verantwortungsbewusstsein aus.
Wenn ich nun „mĂŒsste“ durch „muss“ oder besser durch „kann“ ersetze, wird ein echter Hammersatz draus. Ein Satz, der von beinharten Personen kommt. Auch „Du kannst helfen.“ ist eine klare Aussage, wenn gerade Not ist. Sonst ist es höflicher zu fragen, klar. Aber echte Aussagen, echte Mach-SĂ€tze sind einfach, wie du nun gesehen hast, einfach anders als das heute sehr beliebte: „WĂ€re es dir evtl. mal möglich und könnte man da was…“.

„So ĂŒbernimmt man fĂŒr seine Aussagen Verantwortung.“
Was ist an diesem Satz schlecht? Lesen wir sowas nicht stĂ€ndig ĂŒberall? „Man macht dies so oder so“. Wenn ich solche Aussagen treffe, mĂŒssen sie unumstöĂlich sein. Meiner persönlichen Erfahrung nach, ist das nur sehr selten der Fall. Mir stoĂen solche SĂ€tze sauer auf, denn sie fahren mir und anderen ĂŒber den Mund. Es ist wie dieser Punkt den manche Menschen (zum Beispiel Eltern) in Diskussionen lautstark setzen.
PUNKT – keine Diskussion – das ist jetzt so!
Viel sympathischer und offener fĂŒr einen guten Dialog klingt:
„So ĂŒbernehme ich Verantwortung fĂŒr meine Aussagen.“
Und nun komme ich kurz und knackig zum Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit braucht Menschen, die gewillt sind, etwas zu Ă€ndern, Verantwortung zu ĂŒbernehmen, die die Ărmel hochkrempeln und machen. Uns alle. Wenn ich schon sprachlich mir sĂ€mliche Verantwortung abgebe und (nach meiner Erfahrung) dadurch automatisch meist gar nichts mache, wie soll ich jemals aus den Puschen kommen? Wenn ich mich klar ausdrĂŒcke, auch in meinen Gedanken, komme ich echt zu mehr!
Auch in anderen Bereichen ist es wichtig uns hilftreich, sich klar auszudrĂŒcken. Wie kann ich mit solchen SĂ€tzen auch zum Beispiel erfolgreich Selfcare betreiben? Nur klare Aussagen helfen mir da wirklich weiter, denn wenn ich meinen Kindern oder meinem Chef sage: „Ich wollte mich eigentlich gerade um was anderes kĂŒmmern“ sieht jeder andere Mensch immer noch die Chance, mich vor einen anderen Karren zu spannen.
Mit dem Gedanken beende ich heute diesen Beitrag und entlasse dich in deine eigenen Gedanken dazu. Schreib sie mir gerne in die Kommentare hier drunter.
Deine NachhaltigkeitsvisionÀrin

PS: Versuch es doch einfach. Es tut gar nicht weh und du bist in jedem Fall um eine Erfahrung reicher! Berichte gerne davon in den Kommentaren hier.