Heute möchte ich dich entführen und ermutigen, eigene Geschichten zu erleben, draußen in der Natur, in den Wäldern, die uns so gut tun. Solltest du die Möglichkeit nicht haben weil du in der Stadt wohnst und / oder keine Möglichkeit hast in den Wald zu gehen lade ich dich ein, uns bei unserem jetzt im Gedanken zu begleiten. Auch wenn du eigentlich keine Lust auf Waldspaziergänge hast, begleite uns gerne, vielleicht tut es gut und was gut ist – ist nachgewiesenermaßen gut :). Ein bisschen Fantasie brauchst du, also wenn sie dir vielleicht gerade abhanden gekommen ist, kannst du sie, mit etwas Liebe, mit dieser Geschichte wieder hervorlocken.
Wir starten:
Zu Fuß, in warme bequeme Kleidung gehüllt, gehen wir bergab Richtung Wald.
Auf dem kleinen, mit Gras bewachsenem Weg, der hinabführt, liegen bereits vereinzelt bunte Blätter.
Der Wind ist kühl und kündet schon die Winterzeit an obwohl die Sonne strahlend am Himmel steht.
Als wir den Waldrand erreichen, tauchen wir geschwind unter die weit ausladenden Kronen der Bäume.
Hoch ragen sie über uns auf und schirmen uns von all dem Stress der Welt ab.
Die Laubbäume, meist Buchen aber auch ein paar Birken und Eichen, haben schon den Großteil ihrer Last abgelegt und der Waldboden ist mit dem farbenfrohen Laub herrlich bedeckt.
Auch der Weg ist kaum mehr zu erkennen.
Während wir ihm folgen, atmen wir die würzige Waldluft und genießen das Rascheln und Knistern bei jedem unserer Schritte.
Unsere Kinder sammeln Bucheckern, die am Rande des Weges liegen, auf und stecken sie in ihre Taschen um sie später genüsslich zu knabbern.
Mit den Füßen wirbeln wir die Blätter auf dem Waldweg auf und schauen ihnen dabei zu, wie sie wieder zu Boden segeln.
Freudig heben wir mal das eine, mal das andere auf und bewundern ihre Größe, die Form, die ihnen von Natur aus oder durch die Umstände gegeben wurde oder auch die besonders prächtige Färbung.
Ein paar Blätter behalten wir, um sie zu trocknen und mit ihnen anschließend zu basteln.
Wir hören die Vögel einander rufen.
Es klingt nicht wie die Gesänge des Frühlings oder des Sommers sondern etwas drängend, gefühlt eindringlicher.
Ob sie wohl drüber debattieren, wie sie den stetig spürbareren Winter überstehen können?
Oder sind sie spät dran und müssen noch in den Süden ziehen?
Wir wissen es nicht, setzen nur einen angenehm raschelnden Schritt vor den nächsten.
Da flitzt plötzlich ein buschelschwänziges Eichhörnchen einen Baum hinauf.
Das ist gar nicht rot, sondern ganz dunkel und scheint nicht zu wissen, wo es hinmöchte denn es dreht wieder um, springt hinab und sprintet über den Boden fort.
Hin und wieder sehen wir auch einige Nadelbäume.
Sie stehen an Höhe den Laubbäumen kaum etwas nach.
Die Nadeln beginnen erst weit oben und wir können nicht sehen, ob die Zapfen hängen oder stehen.
Dem laubgeschmückten Weg weiter folgend bleibe ich auf einmal stehen.
Was ist denn das?
Eine Waldnymphe muss sich wohl hastig ein Versteck gesucht haben, als wir die Ruhe der Waldgeschöpfe störten, denn sie ist gerade mal zur Hälfte verborgen.
Das durch ihren Freund, den Baum, angebrachte Blatt, der vermutlich mitbekommen hatte in welchen Nöten sie steckte, verbirgt sie nur recht dürftig.
Wir berühren sie nicht, schauen nur kurz und beschließen, sie nicht weiter zu stören.
Sie scheint ausreichend gestresst zu sein.
Lieber schlendern wir weiter und schauen, was wir noch entdecken.
Immer wieder begegnen uns Pilze, die Telefone des Waldes.
Dieses Jahr sind es besonders viele und es macht Spaß, ständig neue zu entdecken.
Es ist fast wie an Ostern das Ostereiersuchen, nur dass es nicht nur für die Kinder veranstaltet wird, sondern für uns alle.
Sie haben verschiedene Formen
und sind mal leicht,
mal etwas schwerer
zu entdecken.
Mal stechen sie weiß hervor,
manchmal sind sie von einer schönen Färbung.
Sammeln würde ich, weil ich keine Ahnung davon habe, keine aber wir alle bewundern ihre Vielfalt.
Plötzlich hören wir hastige Schritte und keine 50 Meter entfernt steht ein prächtiges Reh mit großen, ängstlich zuckenden Ohren.
Mit auf die Entfernung schwarz anmutenden Augen schaut es zu uns und springt weiter in den Wald hinein.
Wir können es immer noch sehen als es sich erneut zu uns umblickt.
Wir bleiben ganz ruhig, wollen dem Tier einen möglichst stressfreien Abzug ermöglichen.
Bald ist es dann auch nicht mehr zu sehen aber wir empfinden es als großes Glück, diesem Tier begegnet zu sein.
Es macht einem bewusst, dass wir nicht alleine sind und dass das gut ist.
Unsere Runde neigt sich langsam dem Ende zu und wir erzählen uns gegenseitig lächelnd, was wir am Schönsten oder Lustigsten fanden.
Die Kinder legen noch einen Endspurt ein und warten einige Meter weiter, fast am Waldrand.
Doch dann laufen sie unverhofft zurück zu uns, die wir langsam und gemächlich den Weg entlang stapfen und ein alter Mann betritt den Wald.
Sobald er uns erreicht und wir uns an den Rand des Weges stellen um ihm Platz und Abstand zu gewähren, wünschen wir ihm einen guten Morgen.
Er freut sich sichtlich und erzählt uns, wie gerne er hier auf dem Land spazieren gehen würde.
Es sei zwar schade, dass man Freunde und Familie kaum sehe, wenn dann nur vereinzelt aber das Problem habe momentan die ganze Welt und da müsse man leider durch.
Er erzählt uns auch, dass er schon vor vielen Jahren eine Weihnachtskrippe gebaut habe, von der sein Schwager sagte, er könne im kommenden Jahr eine neue bauen, diese hielte nicht lange.
Mit einem Lächeln, das uns die Herzen wärmt, strahlt er, dass diese Weihnachtskrippe noch immer existiere und die schönste und haltbarste sei.
Und nicht nur das:
Er wurde gefragt, ob er nicht noch eine für seine erwachsene Enkeltochter machen könne.
So eine schöne wie damals, aus Birkenholz.
Das würde er mit Freuden tun.
Wir sagen ihm, dass es wunderbar ist, wenn die Arbeit eines Menschen so gewürdigt wird.
Zum Abschied wünschen wir einander noch „Alles Gute“ und gehen unserer Wege.
Fast wieder am Waldrand angekommen, entdecken wir diese Pilzgruppe, die in einem Halbkreis steht und irgendetwas Magisches an sich hat.
Wir werden wieder kommen, soviel ist sicher.
Gehst du auch gerne in den Wald? Hast du es bald vor? Wie erlebst du es?
Wenn du magst, darfst du auch deine Waldimpressionen auf den verschiedenen Plattformen, auf denen wir vertreten sind, mit allen anderen teilen. Wir werden sie nicht verwenden, sie werden dem einen oder anderen Mitmenschen beim Ansehen eine Freude machen und das ist es doch wert, richtig?
Herbstbunte Grüße
Janina@sollumbruchstelle.de
PS: Kommentiere auch gerne, wie dir diese Geschichte gefallen hat :)! Ich würde mich auf jeden Fall darüber freuen, denn in der Coronazeit habe ich angefangen, einen Roman zu schreiben und gemerkt, dass das etwas ist, was ich mich sehr erfüllt.