ÖPNV – (k)eine gute Alternative zum Individualverkehr

Man hört es überall, der Individualverkehr soll wenn möglich vermieden werden um unsere Umwelt zu schonen. Aber funktioniert das?

Früher bin ich sehr viel Bus gefahren und auch ab und zu mit dem Fahrrad an mein Ziel gekommen. Unser heutiges Thema wird dennoch den Einen oder Anderen zum genervten Stöhnen animieren. Kaum ein Thema ist dermaßen emotionsgeladen!

Manche Städte sind wirklich sehr gut vernetzt. Deine auch?

Kannst du getrost auf dein Auto verzichten, wenn du dich in deiner Stadt oder in deinem Kreis bewegen willst?

Gerade Großstädte haben ein solch gutes Busnetz, dass man wirklich keine Probleme hat, das Auto stehen zu lassen. Viele schaffen sich gar nicht erst eins an und nutzen bei Bedarf Car-Sharing. Aber nicht jeder lebt in Berlin.

Wir auch nicht. Wir leben in Ibbenbüren. Eine schöne Stadt mit Potenzial nach oben. Die Bahnhöfe werden nach und nach modernisiert. Aber wie sieht es mit dem Busverkehr aus?

Unsere persönlichen Erfahrungen sind da von „nette:r Busfahrer:in“ bis „erschreckend“.

Es gab da wunderbare Erfahrungen mit Linienbusfahrer:innen aber auch skurrile, bei denen man schon einen Unfall nahen sieht.

Und du?

Das letzte Erlebnis hat uns gezeigt, dass wir noch weit weg von dem sind, wie es sein sollte:

Wir wohnen nicht mitten in der Stadt, sondern in einem verschlafenen Ortsteil von Ibbenbüren. Busse fahren hier gerade am Wochenende kaum. Angeboten werden ab ca. 7:18 Uhr bis 12:18 stündlich und ab da bis ca. 14:18 Uhr zweistündig sogenannte Taxi-Busse. Danach noch drei Nachtbusse ca. zweistündig, das war es. Die Taxi-Busse muss man sich mindestens 60 Minuten bei einer 01803-Nummer bestellen, die 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz kostet, egal ob man eine Flatrate hat oder nicht. Einen Hinweis über den Tarif finde ich in meiner App nicht. Vielleicht gibt es ihn irgendwo, ich jedenfalls habe ihn aus dem Internet gesucht. Leider konnte unsere Tochter, die mit dem Bus eine Freundin erreichen wollte, die Fahrt nicht nutzen.

Warum nicht, kommt jetzt:
Der Busfahrer konnte ihr kein Ticket über seine eigene Route hinaus ausstellen. Dass sie am Busbahnhof umsteigen wollte, hat er nicht verstanden. Nicht nur das, er schüchterte sie sogar ein und wiederholte auf das Lenkrad klopfend: „Das Bulli!“ als wäre sie schwer von Begriff. Ich habe kein Problem damit, wenn Newbies an das Steuer gelassen werden, wenn sie denn richtig eingewiesen wurden! Oder zum Anlernen einen erfahreren Kollegen zur Seite gestellt bekommen! Dieser wusste nicht, wie man ein passendes Ticket für Umsteiger druckte und beharrte vehement darauf, 1,70 Euro für die Fahrt zum Busbahnhof zu bekommen. Allerdings hätte sie dann ihren Anschlussbus nicht mehr bezahlen können, weil ich ihr das Geld passend für ein Ticket über die gesamte Strecke gab. Sie tat das einzig richtige, ließ sich das Geld, das sie ihm eingeschüchtert gegeben hatte, erstatten und stieg aus. 50 Cent hat er behalten, egal, Hauptsache weg da. Im Endeffekt haben wir sie dann doch mit dem Auto gefahren. Um das Ganze nützlich zu machen, waren wir noch bei einem Hofladen in dem Dorf, in das sie musste, einkaufen und danach am Kloster Gravenhorst spazieren. Mit dem Taxibus möchte sie nach dieser Erfahrung gar nicht mehr fahren und bevorzugt planmäßige Linienbusse.

Die Hürden:

-> Ich kann nicht spontan sein und einfach den nächsten Bus nehmen
-> Ich muss eine kostenpflichtige Telefonnummer anrufen. (Was ich aus verschiedenen Gründen vielleicht nicht kann oder möchte. Manche Menschen können nicht sprechen, haben kein Telefon oder Hemmungen zu telefonieren) und dann ggf. mit nicht qualifiziertem Fahr-Personal zurechtkommen, das nicht mal die Tarife und dazugehörigen Tickets kennt.

Vieles wäre vermeidbar!

Und wenn ich morgens pünktlich auf der Arbeit sein möchte, muss ich am Nachmittag vorher (wenige Stunden nachdem ich mit dem Bus nach Hause gekommen bin) losfahren und am Arbeitsplatz übernachten…

Das alles führt bei uns zu dem Eindruck, dass es Menschen (unbewusst oder mit Absicht?) schwer gemacht wird, statt des eigenen PKW den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen.

Wenn der Individualverkehr vermieden werden soll, sollte das Busnetz besser ausgebaut und Stadteile wie der in dem wir leben besser angebunden werden. Dann würde es sicher auch genutzt werden.

Wir wünschen uns, dass der ÖPNV besser ausgebaut wird. Die Busse müssen in kürzeren Abständen und regelmäßiger fahren. Auch am Wochenende. Die Taxibusse müssen durch regelmäßige Linien ersetzt werden. Und die Fahrer müssen die Tarife kennen und in der Lage sein, passende Tickets auszustellen. Zur Not brauchen neue Fahrer eben ein Handout im Fahrzeug, in dem sie es bei Bedarf nachschauen können.

Welche Erfahrungen hast du gemacht?

Janina und Michael Bischoff

Hab da mal was gemalt weil ich kein Foto hatte 🙂 fb.com/jasiasVogel